Interview mit Birgit Otten

INTERVIEW MIT BIRGIT OTTEN

Interviewfragen für Birgit Otten


1. Stell dich doch einmal kurz vor.
Mein Name ist Birgit Otten, ich bin 51 Jahre alt, wohne im Ruhrgebiet und schreibe Fantasy für verschiedene Zielgruppen. Meist geht es darin geheimnisvoll-abenteuerlich-romantisch-düster-märchenhaft zu. In den Jahren 2013/14 war ich als „Katjana May“ unterwegs, vielleicht kennt mich ja jemand unter diesem Namen.
2. Hast du auch andere Hobbys außer dem Schreiben?
Das ist eher ein Zeitproblem – ich interessiere mich für so viele Dinge, gerade auch aus dem kreativen Bereich. Die habe ich schon bis aufs Lesen, Schreiben und PC-Spielen im Laufe der Jahre wieder aufgegeben. Und dann gibt es ja auch noch das Internet, Mails und Facebook – die brauchen auch noch ihre Zeit.
3. Was für ein Genre liest du?
Ich komme durch meinen Tagesablauf leider kaum noch zum Lesen, was ich sehr bedaure, und ich hoffe, dass sich das irgendwann wieder ändern wird. Am liebsten lese ich natürlich das, was ich auch selber schreibe: Fantasy, gefolgt von historischen Romanen; andere Genres weniger, aber auch mal zwischendurch.
4. Was für ein Genre würdest du gerne mal schreiben?
Historische (Jugend)Romane! Das geht momentan leider noch nicht, weil mir die Zeit für die dafür nötige intensive Recherche fehlt. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, wenn ich nicht mehr aushäusig arbeiten muss – bis dahin sammle ich schon mal Fachliteratur, wenn ich auf etwas Interessantes stoße. 
5. Was ist oder sind dein/e Lieblings-
– Musik
– Essen / Trinken
– Bücher
– Autor/in
– Serie
– Filme
– Länder
Sorry, hier muss ich passen (. Dazu hab ich schon zu viele Bücher, Musik, Filme etc. kennenlernen dürfen in meinem Leben, als dass ich mich da entscheiden könnte. Länder leider bisher noch zu wenige, aber ich hoffe, dass ich da doch noch mal das eine oder andere weitere besuchen kann.
6. Was ist dein Lieblingszitat?
„Wunder kommen nur zu denen, die daran glauben.“ (Französisches Sprichwort)
7. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?
Das weiß ich nicht mehr so genau – erste Versuche mit elf, zwölf, dreizehn, „ernsthafter“ dann mit siebzehn.
8. Was bedeutet dir das Schreiben?
Geschichten, Sprache und Schrift sind immer ein Teil meines Lebens gewesen. Selbst in den Jahren meines Lebens, in denen ich mich nicht um sie kümmern konnte, haben sie mich nicht im Stich gelassen, sondern geduldig auf bessere Zeiten gewartet.
9. Was hat dich zum Schreiben gebracht?
Einen konkreten Auslöser dafür gab es nicht – ich bin mit Büchern und Geschichten aufgewachsen, die Welt auf Papier war mir oft näher als die fordernde „da draußen“. Außerdem war ich schon immer fasziniert von Sprache(n) und Bildern. Da ich kein Mensch der großen (gesprochenen) Worte bin, kommuniziere ich auf diese Weise mit der Welt. 
10. Hast du ein Vorbild?
Nein. Ich möchte nicht schreiben „wie xy“, sondern etwas Eigenes schaffen.
11. Ist das Schreiben dein Hauptberuf oder machst du eigentlich was ganz anderes?
Mein eigentlicher Beruf, den ich nun schon seit dreißig Jahren ausübe, ist leider sehr unkreativ, sorgt aber für ein sicheres Ein- und Auskommen. Dadurch kann ich mich allerdings auch nur nach Feierabend oder an den Wochenenden um alles andere kümmern – daher auch mein Zeitproblem. Deshalb träume ich auch davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können und nicht mehr ins Büro zu müssen.
12. Was hat das Schreiben für dich verändert?
Da ich nach und nach hineingewachsen bin und die verschiedensten Phasen, Höhepunkte und Niederlagen erlebt habe, kann ich keine Veränderung von einem Punkt zum anderen beschreiben. Allerdings habe ich aufgrund meiner persönlichen Situation viele Jahre lang nicht mehr schreiben können und erst 2011 wieder dorthin zurückgefunden. Das habe ich als Befreiung erlebt – endlich wieder auf dem richtigen Weg zu sein.
13. Hast Du einen Lieblingsort zum Schreiben?
Ich arbeite an einem PC, sodass ich an meinen Schreibtisch gebunden bin, auf dem das Ganze aufgebaut ist. Da gucke ich auf eine Wand, an der zwar Bilder hängen – aber ein Blick ins Grüne wäre mir lieber! (
14. Brauchst du zum Schreiben Nebengeräusche oder muss es komplett still sein?
Ist unterschiedlich – manchmal brauch ich Musik, um mich aus meiner Umgebung herauszunehmen, in Stimmung zu kommen oder Hintergrundgeräusche zu übertönen. Zu anderen Zeiten stört sie mich, da brauch ich absolute Ruhe. Was gar nicht geht, sind sich unterhaltende Personen, ein laufender Fernseher oder dergleichen – deshalb könnte ich auch nie in einem Café oder in öffentlichen Verkehrsmitteln schreiben. (
15. Hast du ein Ritual, bevor du anfängst zu schreiben?
Ich zünde gerne eine Kerze dazu an, ich mag das Licht und die Atmosphäre. Manchmal höre ich bestimmte Musik, um mich zu sammeln. Aber wirklich wichtig ist, dass etwas zu Trinken in der Nähe steht, von dem ich mich immer bedienen kann – am liebsten Cola Zero. 
16. Sind deine Protagonisten frei erfunden oder ähneln sie Menschen, die du kennst?
Absolut und völlig frei erfunden. Ich fühle mich nicht wohl dabei, „echte“ Menschen in Geschichten zu verarbeiten – die gehören in die reale Welt, nicht in meine erdachte (.
17. Wie wichtig sind Rezensionen für dich?
Rückmeldungen sind für Autoren wichtig – wie ist die erzählte Geschichte angekommen, hat sie überhaupt jemanden erreicht, gibt es etwas, auf das man mehr achten sollte, hat man es geschafft, einem anderen Menschen eine schöne kleine Auszeit zu bereiten? Das kann genauso gut durch persönliches Feedback passieren. Aber öffentliche Rezensionen und Lesermeinungen helfen darüber hinaus, einem Buch mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, und sie erleichtern anderen die Entscheidung, ob das Buch auch für sie etwas wäre oder eher nicht.
18 Würdest du gerne mal mit einem anderen Autoren zusammen ein Buch schreiben? Wenn ja, mit wem?
Einen ganzen Roman – nein, das stelle ich mir auch sehr schwierig vor. Da muss man schon sehr auf einer Wellenlänge funktionieren, weil man ja auch bereit sein muss, den Ideen des anderen dieselbe Bühne zuzugestehen wie seinen eigenen. Bei Geschichtensammlungen ist das etwas anderes, da habe ich auch gerade erst mit der Autorin Paula Roose an einem Kindergeschichtenbuch in Leichter Sprache für Menschen mit eingeschränktem Leseverständnis gearbeitet.  
19. Wie viele eigene Bücher hast du schon geschrieben?
Puh – keine Ahnung. Einige Manuskripte existieren nicht mehr, andere sind nie veröffentlicht worden. Aktuell gibt es drei eBooks bei Carlsen Impress, ein weiteres beim Bookshouse-Verlag (alles unter „Katjana May“) und vier Kurzgeschichtensammlungen im Selfpublishing unter meinem richtigen Namen. 
20. Hast du Bücher, die lieber unveröffentlicht bleiben sollten?
Ja, natürlich. Früher war ich traurig und frustriert über die Verlagsabsagen, heute bin ich froh darüber, dass das nicht unter die Leute gebracht wurde. ;-) 
21. Fühlst du bei besonders traurigen Stellen mit deinen Protagonisten mit?
Das bleibt nicht aus – schließlich ist die Person ja in dem Augenblick in einem drin sehr präsent. Man teilt ihre Gefühle, ob man will oder nicht, ansonsten wird die Sache nicht „rund“.
22. Wie ist es für dich gewesen, ein Buch zu beenden?
Ich bin dann immer sehr erleichtert und zufrieden, etwas fertig und aus mir heraus bekommen zu haben. Dazu muss man wissen, dass sich in meinem Kopf ständig ein ganzer Sack verschiedener Projektideen um meine Aufmerksamkeit streitet. Die geben auch keine Ruhe, wenn ich mit einer Sache beschäftigt bin. Da bin ich immer froh, etwas erledigt zu haben und nicht nur all die Dinge zu sehen, die ich noch gern erledigen möchte … ;-)
23. Bist du vor einer Veröffentlichung eher aufgeregt oder die Ruhe selbst?
Weder – noch. Es ist spannend, und ich freue mich, wenn es endlich soweit ist. Wieder einen Schritt weiter gekommen! ( 
24. Hattest du schon mal eine Schreibblockade? Wenn ja, was hilft dagegen?
Ich weiß immer nicht so wirklich, was dieses Wort bedeutet, und glaube, dass es viele auch ganz unterschiedlich auslegen. Mir fällt das Anfangen eines neuen Projektes immer sehr schwer, das zögere ich hinaus ohne Ende, und es geht auch noch ein Weilchen so, bis ich richtig in die Geschichte hineingekommen bin. Ab da läuft es dann ohne Probleme. Versuche, dagegen anzugehen, haben nie etwas geholfen, deshalb habe ich mich inzwischen damit abgefunden.
25. Wie fühlt es sich an, so viele Menschen mit deinen Büchern zu begeistern und um Interviews gebeten zu werden?
Das klingt jetzt gewaltiger, als es ist (. So viele sind das nun wirklich nicht, ich bin immer noch eher Geheimtipp als bekannt. Aber ich freue mich über jeden Einzelnen, der meinen Geschichten und Figuren ein Zuhause gibt. 
26. Hast du Tipps für Anfänger im Schreiben?
Mir hat mal vor dreißig Jahren ein erfahrener Autor gesagt, ein Schriftsteller müsse viel lesen, viel mehr, als er selber schreibt. Die Worte werde ich nie vergessen und gebe sie  gerne weiter, denn in der Tat entwickelt man so ein Gefühl für Sprache, Spannungsaufbau, Charakterentwicklung und mögliche Themen. Inzwischen gibt es ja auch überall Schreibforen und -gruppen, die sehr hilfreich sein können. Man braucht viel Geduld und den Willen, an sich und seinem Schreiben zu arbeiten, über Jahre hinweg – und man sollte nie sein Ziel, seine Träume verlieren.
27. Möchtest du deinen Lesern noch etwas mitteilen?
Ich danke euch für die Zeit, die ihr in den Welten anderer mit ihren Figuren verbringt, denn nur so können sie schließlich leben. Geht wertschätzend mit ihnen und mit denjenigen um, die sie für euch aufgeschrieben haben. Unterstützt eure Lieblingsautoren, empfehlt sie weiter, boykottiert Raubkopierer, denn nur so können diese Autoren auch weiterhin für euch schreiben. Ich wünsche euch eine schöne Zeit! 

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